Hornemann Kolleg 9: Restaurierung DIGITAL

26.10.2016 | UNESCO-Weltdokumentenerbe

Zwischen Bestandserhaltung und Forschung: Rekonstruktionstechnik, visuelle 3D-Digitalisierung und Massendigitalisierung der Leibniz-Schnipsel

Vortragender: Matthias Wehry, Hannover

Der handschriftliche Nachlass des Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) umfasst ca. 100.000 Blatt. Der darin befindliche Briefwechsel wurde 2007 in das UNESCO-Weltdokumentenerbe aufgenommen. Leibniz hat "schreibend gedacht" und so sind große Teile davon allerdings auf Blattfragmenten, losen Zetteln oder zerschnittenen Papieren überliefert.

 

Eine Rekonstruktion dieser Textfragmente war lange eine Wunschvorstellung. Dies erschwerte sowohl die Erschließung der Nachlassbestände als auch den Fortgang der historisch-kritischen Gesamtausgabe. Im Rahmen eines Forschungsprojekts von Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek, Leibniz-Archiv/Leibniz-Forschungsstelle Hannover (Akademie der Wissenschaften zu Göttingen), MusterFabrik Berlin und Fraunhofer IPK wird gerade eine neue Software entwickelt, um diese Schnipsel digital aufzunehmen und virtuell zusammenzuführen. Dazu werden unterschiedliche Parameter, wie Papierstruktur und Kantenformen, zum Puzzeln genutzt. Das Projekt läuft seit Oktober 2015 und wird durch die Klaus Tschira Stiftung gefördert.

Der Referent Matthias Wehry leitet die Abteilung Handschriften und Alte Drucke der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek der Niedersächsischen Landesbibliothek Hannover und wird die Projekte und die hierbei gewonnenen neuen Erkenntnisse erläutern sowie technische Entwicklungsbedarfe aufzeigen.

Außerdem wird er über den sog. Goldenen Brief des birmanischen Königs Alaungpaya an König Georg II. von 1756 sprechen, der 2015 in das UNESCO-Weltdokumentenerbe aufgenommen wurde und unter anderem als 3-D-Objekt, unter Förderung des Auswärtigen Amtes, digitalisiert wurde.

23.11.2016 | Digitale 3D-Technologien

Wenn aus Spiel Ernst wird

Vortragender: Prof. Dr. Rainer Drewello, Bamberg

3D-Verfahren zählen augenblicklich zu den Schlüsseltechniken in der Restaurierung von Objekten der Baudenkmalpflege und des Bauwesens. Hoch auflösende 3D-Verfahren können die komplexen Oberflächen kleinster Objekte, zum Beispiel von Metallmünzen, ebenso erfassen wie monumentale Denkmale und komplette Bauwerke.

 

Mit ihrer Hilfe leisten Denkmalpflegerinnen und Denkmalpfleger ebenso wie Fachbüros der Archäologie und der Projektierung von Restaurierungen regional und weltweit einen entscheidenden Beitrag zum Erhalt kulturellen Erbes. Genau das macht diese Technologie für historische Stätten und Städte, die einen hohen sanierungsbedürftigen Bestand an Denkmalobjekten und Bauten vorweisen, so wertvoll und unerlässlich. Das Einsatzgebiet reicht von der Neuerrichtung ganzer Fassaden, wie denen des Berliner Schlosses, über die Planung zur Umnutzung von Palastanlagen bis zur vorsorglichen Vermessung von Monumenten in Zeiten des Terrors. Anhand von Praxisbeispielen soll gezeigt werden, welche 3D-Verfahren praxistauglich sind, wie sie funktionieren und in welchen Fällen es Sinn macht, sie einzusetzen.

Prof. Dr.-Ing. Rainer Drewello ist Professor an der Universität Bamberg und Sprecher des dort neu gegründeten Kompetenzzentrums für Denkmalwissenschaften und Denkmaltechnologien.

25.01.2017 | Digitales Kulturgutmanagement

Die Datenbank PicAr

Vortragende: Dipl.-Rest. Corinna Lohse, Klosterkammer Hannover / Wolfgang Brandis, Kloster Wienhausen

Die Klosterkammer Hannover ist kein Museum, kein Archiv und keine Bibliothek – aber sie besitzt hochrangige Objekte von teils internationalem Rang , wie z. B. die ältesten Brillen der Welt oder die gotischen Bildstickereien im Kloster Wienhausen.

 

Im Vortrag wird die neue Datenbank PicAr vorgestellt, mit der die Bestände der Klosterkammer zukünftig online recherchierbar gemacht werden. Denn moderne Datenbanksysteme bieten die Möglichkeit, Bezüge untereinander herzustellen und dauerhaft zu dokumentieren. Ebenso lassen sich mit ihrer Hilfe Arbeitsprozesse wie Zustandsbeschreibungen, Restaurierungsmaßnahmen, Ausleihvorgänge etc. chronologisch erfassen. Jedem Datensatz können Medien, Anhänge, Verweise und Klimadaten in beliebiger Anzahl hinzugefügt werden. Darüber hinaus ist die Rechteverwaltung ein wesentlicher Bestandteil digitaler Medien.

Corinna Lohse leitet die Restaurierungswerkstätten der Klosterkammer Hannover und war zusammen mit Wolfgang Brandis, Archivar der Lüneburger Klöster, an der Konzeption der Datenbank PicAr beteiligt.