Hornemann Kolleg 15 – Nach der Katastrope

Katastrophen habe seit jeher Kulturerbe zerstört oder geschädigt. Unabhängig davon, ob es sich um Naturkatastrophen wie Erdbeben, Vulkanismus, Hochwasser, Orkane, Tsunamis oder um von Menschen beeinflusste Katastrophen wie Feuer, Kriege oder Vandalismus handelt, sind Restaurator/inn/en schnell involviert und ihre Kompetenzen gefragt.

Dieses Kolleg widmete sich diesem Thema mit Blick auf die aktuell ausgeführten Notmaßnahmen sowie auf die restauratorischen Ziele nach der Katastrophe bis hin zu Weiterentwicklungen von Arbeitsabläufen oder gar technischen Innovationen für die restauratorische Berufswelt.

13.11.2019 | Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt...

Notfallpläne und ihre Umsetzung: Der Zusammensturz des Kölner Archivs 2009

Vortragender: Prof. Dr. rer. nat. Robert Fuchs, CICS TH Köln

Bibliothekaren und Archivaren ist in den vergangenen Jahren zunehmend bewusst geworden, dass vor möglichen Katastrophen dringend Notfallpläne zu erstellen sind. Die Erfahrung mit den beiden größten Katastrophen der letzten Jahren, dem Brand der Anna-Amalia Bibliothek in Weimar und dem Zusammensturz des Kölner Stadtarchivs, haben jedoch gezeigt, dass sich die Vorplanungen im Falle eines Unglückes so nicht umsetzen lassen.

 

Am Beispiel des Kölner Megaunglückes werden von den bei der Bergung am laufenden Band aufgetretenen Problemen berichtet und wie man oft sehr unkonventionell schnelle Lösungen finden musste.

Nicht nur Studierende der Restaurierung müssen lernen, wie Probleme im Notfall angepackt werden müssen. Nur durch überlegte Handlungen ist es möglich, Kulturgüter zu erhalten und der Nachwelt wieder in restaurierter Form zur Verfügung zu stellen. Das Unglück wird nicht schon durch eine glückliche Bergung behoben, sondern oft fangen die großen Probleme erst Jahre danach an …

Prof. Dr. rer. nat. Robert Fuchs war bis 2017 Leiter der Studienrichtung Restaurierung und Konservierung von Schriftgut, Grafik, Foto und Buchmalerei der TH Köln. Er ist in viele Projekte eingebunden und war in die Rettungsaktionen in Köln und Weimar von Anfang an mit eingebunden

22.01.2020 | Präventive Konservierung in der Krisensituation?

Notfallplanung und Erstversorgung von Beständen und Sammlungen in Syrien

Vortragende: Prof. Dr. Dipl.-Rest. Alexandra Jeberien, HTW Berlin

Seit den 1990er Jahren stellt die Präventive Konservierung einen Standard der Bestandserhaltung für Museen, Sammlungen und Archiven dar. Doch reicht es aus, ausschließlich alltägliche Gefahren zu betrachten?

 

Ereignisse wie der Brand im Nationalmuseum Rio de Janeiro, die Zerstörung archäologischer Stätten in Nimrud und Palmyra oder der Vandalismus im Nationalmuseum Bagdad haben gezeigt, dass insbesondere technische Havarien, Geo- und Naturkatastrophen sowie kriegerische Auseinandersetzungen dazu führen, dass große Sammlungen zerstört werden oder gesamte Museums- und Archivbestände ad hoc verloren gehen.

Um derartige Verluste zu verhindern, dokumentieren Sammlungen ihre Bestände, analysieren Risikopotentiale und erarbeiten adäquate Notfallkonzepte. Diese ermöglichen im Ernstfall eine geordnete Bergung, Versorgung und Lagerung der Bestände.

Der Beitrag stellt die Grundlagen der Notfallplanung anhand zahlreicher Beispiele vor und diskutiert, ob sich vorbereitende Maßnahmen in kriegerischen Auseinandersetzungen umsetzen lassen, oder es neue Strategien braucht?

Prof. Dr. Dipl.-Rest. Alexandra Jeberien unterrichtet an der HTW in Berlin im Studiengang Konservierung und Restaurierung/Grabungstechnik den Schwerpunkt Archäologisch-Historisches Kulturgut. Neben der Vermittlung zur Erhaltung archäologischer Objekte forscht sie zur präventiven Konservierung und führte bereits zahlreiche Projekte zur Notfallprävention und zum Risikomanagement durch.