Vortragender: Karl Schünemann, Alfeld / Leine
Am 25. Juni 2011 entschied die UNESCO, das Alfelder Fagus-Werk in die Liste des Weltkulturerbes aufzunehmen.
Mit der Errichtung des Fagus-Werkes gelang Carl Benscheidt, dem Gründer und Bauherrn, und dem Architekten Walter Gropius der Durchbruch zu einer neuen, dem Zeitalter der Technik entsprechenden, modernen Baukunst. Carl Benscheidt hatte großen Mut bewiesen, dem damals jungen und unbekannten Architekten Walter Gropius den ersten Bauauftrag zu übermitteln. Im Fagus-Werk wurden ab 1911 Schuhleisten in großen Serien aus Buchenholz (lat.: fagus-silvatica) produziert, heute wird für Schuhleistenserien Kunststoffmaterial genutzt.
Im Jahr 1974 übernahmen die Diplom-Ingenieure Gerd und Ernst Greten als Urenkel des Gründers Carl Benscheidt das Alfelder Unternehmen und ergänzten zu dem schwach gewordenen Schuhleistenbereich eine neue GreCon Maschinenbau- und Elektronikfertigung. Die gesamte Gropius-Architektur wurde in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege und Architekten von 1984 bis 2004 restauriert. Die Fabrik mit der Vorhang-Fassade befand sich bereits in den 60er und 70er Jahren in einem schlechtem baulichen Zustand, die Fassade war zerrostet und durch Spannungen, die sich durch ein ringsherum Befestigen der Stahlfassade an das Mauerwerk ergeben hatten, zersprangen jährlich sehr viele Glasscheiben. Die Einfachverglasung verursachte hohe Energiekosten. In dieser Zeit besserten die eigenen Schlosser aus dem Unternehmen die Stahlfassade durch Schweißarbeiten aus.
Ab 1983 ergriffen die Urenkel des Gründers Ernst und Gerd Greten die Initiative. Es stand die Frage im Raum, wie man mit so einem wertvollen Gebäude umgeht, wenn es auch weiterhin als Produktionsstätte genutzt werden soll.
Nach mehreren Treffen und Diskussionsrunden mit Experten aus den Bereichen der Denkmalpflege und Architektur, bundes-und europaweit, wurde vereinbart, die gesamte Fassade bis auf die Eckbereiche, mit Doppelverglasung auszurüsten, gleichzeitig mussten die kompletten Stahlfassaden erneuert werden.
Heute ist die Fassade in einem sehr guten Zustand. Der Druck und die Spannungen, die in den Stahlrahmen früher vorhanden waren, konnten durch verstärktes Anhängen im oberen Bereich völlig entschärft werden. Im UNESCO Welterbeantrag wurden die Restaurierungsarbeiten offensiv erklärt und ausführlich beschrieben. Es ergaben sich keine Einwände, da die Gesamtansicht dieser Gropius-Fassade und das Erscheinungsbild geblieben ist, so wie man es aus den Gründungsjahren kennt.
Der Vortrag wird die großartige Gropius-Architektur vorstellen sowie den langen Weg des Fagus-Werks zum Welterbe und die umfangreiche Restaurierung in dieser Zeit.
Video zum Vortrag