Hornemann Kolleg 12 - Der Weg in die Vitrine

Restaurator/inn/en nennen sie sich, und in der Öffentlichkeit hält sich die Überzeugung, dass restaurieren, also die Erhaltung eines Objektes durch seine Bearbeitung, ihre Hauptaufgabe sei. Weit gefehlt! Die reellen Aufgaben von Restaurator/inn/en an Museen trifft das nicht (mehr): Seit vielen Jahren nimmt die sog. Präventive Konservierung immer mehr ihre Hauptbeschäftigung ein, also das Schaffen und Kontrollieren von Umweltbedingungen, die Schädigungen am Kulturgut vermeiden, das „Restaurieren“ also gar nicht mehr nötig machen. Das bewirken Restaurator/inn/en in Museen insbesondere durch die Steuerung des Raumklimas, qualifizierte Verpackungen, ungefährliche Präsentationen etc.


Insbesondere Ausstellungen bergen für Objekte ein großes Schadenspotential. Aus diesem Grund wünschten sich die Bachelor-Studierenden des Restaurierungs-Studienangebots an der HAWK in Hildesheim für das Hornemann Kolleg, die Aufgaben des Restaurators/der Restauratorin im Museum aus zwei verschiedenen Blickwinkeln zu thematisieren: „Der Weg in die Vitrine“, so das Motto, wird zunächst von der Ausstellungskuratorin Dr. Andrea Nicklisch beschrieben, angefangen bei der inhaltlichen Konzeptfindung bis hin zu den unterschiedlichen Tätigkeiten bei der Erarbeitung des Präsentationskonzepts.

Als zweite erläutert Jutta Göpfrich, leitende Restauratorin für Leder und artverwandte Materialien am Deutschen Ledermuseum, die sehr unterschiedlichen Arbeiten ihres Restauratorenteams bei der aktuellen Sonderausstellung zum 100-jährigen Jubiläum des Museums.

Zusätzlich wird es auf Wunsch der Master-Studierenden zukünftig immer mal wieder ein Kolleg SPEZIAL geben, das sich mit den beruflichen Optionen der Abgänger/innen beschäftigt. Den Anfang macht das Restaurierungszentrum Kiel, ein Zusammenschluss von inzwischen zehn Restaurator/inn/en mit verschiedenen Schwerpunkten.

21.03.2018 | In der Kürze liegt manchmal die Würze

Ausstellungsplanung am Beispiel der Ausstellung "Mit 80 Objekten um die Welt"

Die ethnologische Sammlung des Roemer- und Pelizaeus-Museums Hildesheim umfasst rund 15.000 Objekte aus fünf Kontinenten. Für die Sonderausstellung „Mit 80 Objekten um die Welt“ war die Zahl der Exponate aufgrund des Titels jedoch stark eingeschränkt. Zudem sind die gezeigten Stücke nicht einer bestimmten Weltregion zuzuweisen, noch alle einem bestimmten Thema zuzuordnen. Wie also sich beschränken? Und wie eine Ordnung in die Ausstellung bringen? Und wie attraktiv ausstellen, ohne den Objekten zu schaden?

 

Anhand dieser Ausstellung sollen die vorbereitenden Arbeiten gezeigt werden. Dabei geht es aus kuratorischer Sicht nicht nur um die Auswahl der Objekte und das Schreiben von Wandtexten. Eine frühzeitige Zusammenarbeit von Restaurator/inn/en, Museumstechnik, Öffentlichkeitsarbeit und Museumspädagog/inn/en ist hierbei unerlässlich.

Dr. Andrea Nicklisch ist Kuratorin der ethnologischen Sammlung des Roemer- und Pelizaeus-Museums Hildesheim.  

16.05.2018 | Frisch restauriert... und dann?

Konservierung von Leder und artverwandten Materialien im Spannungsfeld der Objektpräsentation

Keine Ausstellung von Kulturerbe kommt heute ohne das Know How von Restauratoren und Restauratorinnen aus. Neben der Überprüfung der Ausstellungfähigkeit der ausgewähltem Objekte und der Gewährleistung eines sicheren Transports sind sie in die Beleuchtung, Hängung, Vitrinenausstattung und vieles mehr involviert.

 

Die Restauratorin Jutta Göpfrich wird die Arbeiten ihres Restauratorenteams am Beispiel der Sonderausstellung „Leder. Welt. Geschichte.“ am Deutschen Ledermuseum in Offenbach sehr konkret erläutern. Wegen eines engen Finanzrahmens gestalteten die Museumsrestauratoren dort mit einer Vielfalt von Ideen vorhandene Ausstellungsräume und Vitrinen um und ermöglichten so eine zeitgemäße moderne Präsentation. Deutlich werden dabei die Ansprüche unserer Gesellschaft an einen ethisch vertretbaren Umgang mit sensiblen Objekten im Ausstellungsbetrieb.
Zugleich wird sie im Vortrag auch zwei besondere Restaurierungen von Lederobjekten vorstellen.
Jutta Göpfrich ist Leitende Restauratorin für Leder und artverwandte Materialien am Deutschen Ledermuseum/Schuhmuseum Offenbach. Die Sonderausstellung wurde inzwischen bis Ende 2018 verlängert.

Video zum Vortrag

20.06.2018 | Ideal und Improvisation

Die Varianz musealer Objektinszenierungen

Vortragender: Thomas Fißler, Fißler & Kollegen GmbH

Am Beispiel von Ausstellungen in kleinen wie großen Sammlungen gibt der Vortrag Einblicke für Präsentationslösungen verschiedener Exponatgattungen, denn die Anforderungen von Objekten aus der Archäologie oder beispielsweise der Zeitgeschichte sind vielfältig.

 

Im Vortrag wird es u. a. um folgende Fragen gehen:
- Wie lassen sich konservatorisch verantwortbare Bedingungen schaffen, die stets wechselnden gestalterischen Ideen entsprechen?
- Was ziehen die zeitlich unterschiedlichen Voraussetzungen der Planung und
Umsetzung für die Präsentationen von Exponaten nach sich?
- Worin sollten sich permanente Präsentationen von temporären aus Sicht der Sammlungen unterscheiden?
Der an diesen Prozessen beteiligte Personenkreis ist groß: Kuratoren, Leihgeber, Restauratoren, Gestalter oder Pädagogen. Im Feld all dieser Interessen gilt es immer wieder, neue Übereinkünfte zu treffen.

Der Referent Thomas Fißler leitet eine Firma, die seit 2000 Ausstellungsprojekte aus sehr unterschiedlichen Bereichen begleitet. Die Berücksichtigung aktueller Museumsstandards sowie die Richtlinien im Umgang mit Kulturgütern nach dem Code of Ethics – ICOM (International Council of Museums) bilden die zentrale Auffassung seiner Tätigkeit.

18.04.2018 | Alles unter einem Dach!

Das Restaurierungszentrum Kiel - Möglichkeiten, Herausforderungen und Grenzen eines Zusammenschlusses

2011 gründeten zehn freiberufliche Restaurator/inn/en verschiedener Fachbereiche und unterschiedlichen Alters aus Schleswig-Holstein das Restaurierungszentrum Kiel. Die einzelnen Mitglieder handeln wirtschaftlich unabhängig als Einzelunternehmer/in oder als GbR. Sie folgen damit dem Beispiel anderer freier Berufe, wie z.B. Ärzten, die in Gesundheitszentren fachlich unterschiedliche Leistungen anbieten.

 

Welches Resümee ziehen die Beteiligten im verflixten siebten Jahr nach der Gründung? Welche Vorteile und Synergien bietet ein solcher Zusammenschluss? Ist das Modell für Berufsanfänger geeignet? Welche Möglichkeiten gibt es, Unterstützung für Zusammenschlüsse und z. B. Ausgründungszentren politisch einzufordern? Was sind in diesem Zusammenhang zukünftige Herausforderungen für Berufseinsteiger, Hochschulen und Politik?

Christian Leonhardt, Restaurator und ehemaliger VDR-Präsident, und Sabine Leonhardt, Restauratorin und Kulturmanagerin, sind Initiatoren des Restaurierungszentrums. Sie zeigen einen Blick hinter die Kulissen und stellen ihr Nachfolgekonzept mit dessen jüngstem Mitglied Julika Heller nach ihrem Studium an der HAWK vor.