Hornemann Kolleg 10: Vielfalt der Materialien

26.04.2017 | Blei oder nicht Blei, das ist hier die Frage

(Irr-)Wege in der Reparatur von Glasmalereien

Vortragender: Prof. Dr. phil. Sebastian Strobl, FH Erfurt

Nüchtern betrachtet ist Glas, nicht zuletzt aufgrund seiner Zerbrechlichkeit, einer der ungeeignetsten Werkstoffe, die je in den Architekturen abendländischer Prägung verbaut wurden. Dennoch ist es verständlich, dass dieses Material ab dem Moment in Gebäuden zum Einsatz kam, als die Römer zum Beginn der Kaiserzeit die Kunst entwickelten, lichtdurchlässige Glasscheiben herzustellen.

 

Dieser Trend verstärkte sich sogar noch, als man sich im Verlaufe des ersten nachchristlichen Jahrtausends mehr und mehr darauf verstand, aus der Kombination von farbigem Glas und Bleiprofilen zudem noch leuchtende Bilder zu fertigen. Folgerichtig war der Preis, den das Glas – wie auch sein Besitzer – für diesen eigentlich unverantwortlichen Einsatz „am Bau“ zahlen musste, stets überdurchschnittlich hoch. Ein völliger Ersatz des sprichwörtlichen Scherbenhaufens war somit häufig an der Tagesordnung. Doch was passierte, wenn aus finanziellen, ethischen oder ästhetischen Gründen kein Austausch sondern der Erhalt des fragmentierten Originals geboten war? Über die Jahrhunderte gab es, entsprechend den technischen Möglichkeiten sowie den Anforderungen des jeweiligen Zeitgeistes, unterschiedliche Ansätze, die uns heute bisweilen als Irrwege erscheinen. Von diesen Ansätzen ist dem Laien noch am ehesten das Reparaturblei bekannt – aber gerade dort stellt sich oft die Frage: Ist eine gegebene Bleilinie original oder ein Unfall der Geschichte?

Prof. Dr. phil. Sebastian Strobl ist Professor für die Restaurierung von Glasmalereien und Objekten aus Glas an der Fachhochschule Erfurt. Vorher leitete er 15 Jahre lang die Werkstätten für Glasmalereirestaurierung an der Kathedrale von Canterbury (UK).

Ein Interview mit Prof. Strobl zu seinem Vortrag finden Sie hier.

10.05.2017 | Mehr Komposit geht nicht!

Materialvielfalt an Modellen aus den 1960er Jahren

Vortragender: Hanno Alsen M.A., Hildesheim

Modelle bestehen in der Regel aus sehr vielen unterschiedlichen Materialien, die miteinander interagieren. Gleichzeitig sind Modelle kleinteilig und sehr komplex und zeigen viele Hinterschneidungen und wechselhafte Oberflächenstrukturen. Ältere Modelle haben zudem häufig eine wechselhafte Zeit an verschiedenen Orten verbracht und weisen oft hartnäckige Verschmutzungen auf. Die Schäden an diesen Objekten gehen von losen Teilen bis hin zu Verformungen und fehlenden Partien.

 

Die Restaurierung von Modellen stellt daher eine spezielle Herausforderung dar und erfordert viel Aufmerksamkeit, Geschick und nicht zuletzt Improvisationsvermögen.

Anhand einer Reihe von Modellen aus dem Dorfmuseum Sehestedt bei Rendsburg am Nord-Ostsee-Kanal werden in diesem Vortrag einige Problematiken und Lösungen bei der Reinigung und Ergänzung fehlender Teile erläutert. Auch die Wechselwirkungen zwischen den zusammengebrachten Materialien und nicht zuletzt die Ausstellbarkeit solcher Objekte wird erklärt: Denn die Modelle sind komplett eingerichtet und können zur Präsentation geöffnet werden. Restauratorisch ein Horrorszenario?
 
Die Modelle aus Sehestedt sind gute Beispiele für Kompositobjekte: Die in den 1960er Jahren durch Schüler gebauten Darstellungen der Dorfkirche und der Schulkate wurden aus sehr unterschiedlichen Materialien zusammengebaut. Gleichzeitig ist das Dorfmuseum in Sehestedt nicht nur ein „normales“ Museum: Die damaligen Schüler wohnen teils auch heute noch im Dorf und sind zu Recht stolz auf ihr Werk.

Video zum Vortrag

07.06.2017 | Eine bunte Mischung

Materialvielfalt in der Möbelrestaurierung

Vortragende: Dipl.-Rest. Carola Klinzmann, Museumslandschaft Hessen Kassel

Die Museumslandschaft Hessen Kassel (mhk) besitzt unterschiedliche Sammlungen in ihren Schlössern und Museen. Gerade die Bestände an Möbeln und Holzobjekten sind beachtlich und datieren vom 1. Jahrhundert v. Chr. bis in die Gegenwart.
Die Herausforderung für die Restaurierung ist, dass Möbel nicht immer ausschließlich aus Holz bestehen, sondern häufig mit edlen Materialien wie Elfenbein, Schildpatt oder Perlmutt verziert sind. Als Dekoration dienen auch Metalle, Stroh, Spiegel oder aus Leim hergestellte „farbige Einlagen“.

 

Mithilfe technologischer Untersuchungen werden zuerst alle verwendeten Materialien erkannt. Darauf basierend beginnt die spannende Zusammenarbeit der Restaurator/inn/en und Kurator/inn/en der unterschiedlichen Disziplinen: Wie wird vorgegangen, wer erarbeitet das Konzept? Wer entscheidet? Wenn Ergänzungen vorgenommen werden sollen, wo kommen die ungewöhnlichen Materialien her?
Anhand von interessanten Beispielen der mhk wird die Arbeit der Restaurator/inn/en erläutert. Die kürzlich abgeschlossene Restaurierung eines barocken, vergoldeten Möbelensembles mit Glassteinbesatz wird unter anderem im Detail vorgestellt.

Dipl.- Rest. Carola Klinzmann ist seit 18 Jahren als Restauratorin für die Möbel und Holzobjekte der Museumslandschaft Hessen Kassel zuständig und seit 2014 Vorsitzende der Fachgruppe Möbel und Holzobjekte des Verbandes der Restauratoren (VDR).

Video zum Vortrag