Aus Rot wird Schwarz – und dann?

Pigmentveränderungen an Kunst- und Kulturgut

Interdisziplinäre Tagung des Hornemann Instituts der HAWK in Hildesheim anlässlich seines 25jährigen Jubiläums in Kooperation mit der AG Konservierung/Restaurierung von ICOMOS und dem Verband der Restauratoren

9. November 2023 | HAWK in Hildesheim, Aula, Hohnsen 2

Tagungsthema

Anlässlich seines 25jährigen Jubiläums veranstaltete des Hornemann Institut zusammen mit der AG Konservierung/Restaurierung von ICOMOS und dem Verband der Restauratoren e.V. eine interdisziplinäre Tagung zu chemisch und physikalisch bedingten Pigmentveränderungen in Mal- und Fassungsschichten. Das Thema ist für alle Fachleute, die sich mit historischem Kunst- und Kulturgut befassen und somit auch für die restauratorische Praxis sehr bedeutend, denn Pigmentveränderungen können die ursprüngliche Farbwirkung einer Malerei oder Fassung grundlegend verwandeln und dadurch massiv in die künstlerische Aussage eingreifen. So kann sich z. B. das Pigment Mennige in Bleioxid umwandeln, wodurch sich ehemals leuchtend rote Bereiche braun bis schwarz verfärben. In Extremfällen führen Pigmentveränderungen vom Verblassen bis hin zu fast vollständigen Farbverlusten. Wie gehen Restaurator*innen mit der Problematik um? Eine Rückumwandlung ist nur in sehr seltenen Fällen möglich und ethisch fragwürdig.

Fokussierung

Wegen der Restaurierungsstudiengänge an der HAWK mit ihrem Bachelor und Master of Science standen die materialwissenschaftliche Analytik und der restauratorische Umgang mit den Veränderungen im Fokus. Bindemittel und Überzüge sind zu berücksichtigen, weil sie sich oft von Pigmentumwandlungen und veränderten Farbwirkungen nicht trennen lassen. Einbezogen werden sollten auch Metallauflagen in der Malerei und in der Fassung von Skulpturen, da sie gerade im Zusammenwirken mit Malschicht und Farbfassung eine wichtige Rolle spielen. Ein weiterer praxisnaher Aspekt war die Rezeption von Pigmentveränderungen durch die Betrachter*innen, da z. B. braune oder schwarze Flecken, wie sie durch Umwandlung von Zinnober, Mennige oder Bleiweiß entstehen, als störende Veränderungen empfunden werden.

Im Anschluss fand der Festakt zum 25 Jubiläum des Hornemann Instituts, mit Musik und „Best of Hornemann Institut… Wegbegleiter erzählen ihre Geschichten“.

Postersektion

Das Thema ist aber viel breiter, als die Vorträge es abbildeten. Sie sind gefragt. Daher wollten wir aktuelle Projekte in Form einer Postersektion präsentieren, z. B. Pigmentveränderungen bei Metalloberflächen, Metallauflagen, veredelten Holzoberflächen, Retuschen, historischen Restaurierungsmaßnahmen.
Geplant ist, nicht nur unseren Gästen vor Ort spannende Geschichten aus Forschung, Konservierung und Restaurierung zu präsentieren, sondern diese auch online (mit DOI) sowie im nachfolgenden Tagungsband zu veröffentlichen. Alle waren herzlich eingeladen, Vorschläge einzureichen.

Tagungsthema und Hornemann Institut

Das Thema war in idealer Weise geeignet, das 25jährige Bestehen des Hornemann Instituts zu feiern, da es sich von Anfang an um eine interdisziplinäre Objekterforschung und Bewahrung durch Restaurierungswissenschaften, Kunstgeschichte sowie Ingenieurs- und Naturwissenschaften bemühte. Analog der Themenbreite seines E-Publishings und seiner Online-Kurse sollen möglichst viele Fachrichtungen der Restaurierung in die Tagung einbezogen werden.

 

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